Tipps für den Umgang mit Untersuchungsinstituten


Wenn jemand ohne vorherige Absprache mit einer Probe in der Hand ein Untersuchungsinstitut betritt und darum bittet, man möge die mitgebrachte Probe untersuchen, so ist er häufig enttäuscht, wenn man diesem Ansinnen nicht gleich in erwarteter Form nachgeht. Überrascht - meist unangenehm - ist er, wenn man ihm die Kosten einer solchen Untersuchung mitteilt. Oft heißt es dann etwas verunsichert: "Ich will doch nur wissen, ob die Probe in Ordnung ist oder nicht. Das kann doch nicht so teuer sein!" Derartige Begebenheiten ereignen sich immer wieder.

Meist liegt dies an der fachlichen Unerfahrenheit der Auftraggeber. Die scheinbar recht einfache Frage, ob eine Probe gut ist oder schlecht, kann in dieser Form selbst das beste Untersuchungsinstitut nicht beantworten. Dies soll am folgenden Beispiel etwas näher erläutert werden:


Untersuchungsablauf einer Probe:

Ein Verbraucher wohnt in einer schönen alten Villa aus der Zeit um die Jahrhundertwende. Bisher lebte er glücklich und zufrieden. Doch dann las er in der Zeitung, daß Trinkwasserleitungen aus Blei, wie sie noch in alten Häusern vorkommen sollen, die Trinkwasserqualität beeinträchtigen könnten. Besorgt denkt er daran, sein Trinkwasser in einem Untersuchungsinstitut untersuchen zu lassen.

Der Verbraucher ruft beim städtischen Wasserwerk an und fragt, wer solche Trinkwasseruntersuchungen machen kann. Der Wassermeister gibt ihm die Adresse des Untersuchungsinstitutes, welches auch die Untersuchungen für das städtische Wasserwerk durchführt. Der Verbraucher ruft daraufhin das Untersuchungsinstitut an und schildert sein Problem. Dort rät man ihm, eine Untersuchung auf Blei machen zu lassen. Gleichzeitig teilt man ihm die Untersuchungskosten und die Probenahmekosten durch einen Institutsmitarbeiter mit.

Der Verbraucher entschließt sich, die Probenahmekosten zu sparen und die Probe selbst zu entnehmen. Da er jedoch keine Probenahmeerfahrung hat, frägt er nach, auf was er bei der Probenahme achten müsse. Das Institut rät ihm, die Probe morgens nach dem Abstehenlassen des Wassers über Nacht ohne vorherige Spülung der Leitung zu entnehmen. Unter solchen Betriebsbedingungen seien ggf. die höchsten Bleiwerte zu erwarten. Da für Bleiuntersuchungen nicht jedes Flaschenmaterial günstig sei, schicke man ihm eine geeignete Probenflasche zu. Die Versandkosten müsse er aber tragen.

Nach dem Erhalt der Probenflasche schreitet der Verbraucher zur Tat. Er hat zunächst Schwierigkeiten mit dem Ausfüllen des mitgeschickten Probenahmeprotokolls, da er einige der dort stehenden Wörter nicht kennt. Kurz entschlossen schreibt er einen handschriftlichen Begleitzettel, auf dem die wichtigsten Daten stehen:


Wichtige Probenahmedaten:
Nachdem er die Probe genau so entnommen hatte, wie es vom Untersuchungsinstitut beschrieben wurde, verschloß er die Probenflasche gut, damit sie nicht während des Transports auslaufen konnte. Anschließend verpackte er sie noch sorgfältig, um Transportschäden zu vermeiden.

Im Untersuchungsinstitut konnte im Rahmen der Nachweisgenauigkeit kein Blei in der Probe gefunden werden. Wäre etwas Auffälliges festgestellt worden, hätte das Institut unverzüglich zurückgerufen. Etwa zwei Wochen nach der Probenahme traf beim Auftraggeber der schriftliche Untersuchungs- bzw. Prüfbericht zusammen mit der Rechnung ein.

Im Bericht stand der Befund, daß kein Blei nachgewiesen werden konnte, der Trinkwassergrenzwert für Blei somit eingehalten wurde und die Probe bezüglich des Bleis nicht zu beanstanden ist. Damit war der Verbraucher wieder zufrieden.


Wichtiger Hinweis:

Betrachtet man den letzten Absatz noch einmal genauer, so stellt man fest, daß das Untersuchungsinstitut nicht geschrieben hat, die Probe sei gut. Es hat sich nur zu dem untersuchten Stoff "Blei" geäußert. Angenommen, das betreffende Haus hätte kurz vor der Probenahme eine neue Kupferleitung bekommen und in der Probe wäre mehr Kupfer enthalten gewesen, als die Trinkwasserverordnung zuläßt, dann hätte die Probe bezüglich des Kupfers beanstandet werden müssen. Da aber nicht auf Kupfer untersucht wurde, hätte man dies auch nicht feststellen können. Wahrscheinlich hätte das Untersuchungsinstitut auch eine Untersuchung auf Kupfer empfohlen, wenn der Verbraucher eine neue Kupferleitung erwähnt hätte.

Dies zeigt, wie wichtig eine genaue Schilderung der Verhältnisse bzw. der Problematik gegenüber dem Untersuchungsinstitut ist, besonders wenn man die Probe selbst entnimmt und das Institut die örtlichen Gegebenheiten nicht kennt.

Wurde die Probe nicht fachgerecht entnommen, so sollte man von einem Untersuchungsinstitut keine Wunder erwarten. Selbst das beste Institut kann nur das untersuchen, was es an Probenmaterial geliefert bekommt. Aus diesem Grund ist es auch in den allermeisten Fällen empfehlenswert, die Probenahme durch ein Untersuchungsinstitut durchführen zu lassen. Als fachlich Unerfahrener ist man häufig nicht in der Lage, abzuschätzen, wo und wie man durch eine unsachgemäße Probenahme das Untersuchungsergebnis verfälschen kann. Wenn dann durch ein verfälschtes Untersuchungsergebnis ungeeignete, möglicherweise teure Maßnahmen ergriffen werden, dann hat man am falschen Ende gespart.


Vertrauen gegenüber dem Untersuchungsinstitut:

Es kommt immer wieder vor, daß Untersuchungsergebnisse, die zunächst nicht plausibel erscheinen, dem Untersuchungsinstitut als Untersuchungsfehler angelastet werden. Die Praxis zeigt aber, daß die meisten ungewöhnlichen Untersuchungsergebnisse doch auf besondere Vorkommnisse im Bereich des Untersuchungsgutes zurückzuführen waren.

Selbstverständlich kommen auch einmal in guten Labors Fehler vor. Wer aber seine Untersuchungen bei einem qualitativ hochstehenden Institut in Auftrag gibt, darf in der Regel auf die Untersuchungsergebnisse vertrauen.


Kleine Psychologie der Institutsmitglieder:

Im Gegensatz zu den öffentlichen Institutionen, die in regelmäßigem Kontakt zu den sie betreuenden Instituten stehen, wird mancher Privatverbraucher enttäuscht. Für den besorgten Verbraucher nämlich, der sich entschlossen hat, wegen eines echten oder vielleicht auch nur vermeintlichen Problemfalles ein Untersuchungsinstitut einzuschalten, ist dieses Problem sehr wichtig. Ganz anders sieht es mitunter in den Untersuchungsinstituten aus. Dort ist die Untersuchung solcher Probleme tagtägliche Routine, sodaß in manchen Instituten bei manchen Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern eine gewisse Sensibilität für Privatverbraucher abhanden gekommen ist. Bringen Sie dann Ihre Proben noch kurz vor dem Wochenende in das betreffende Institut, so zwingen Sie einige zur Wochenendarbeit, denn die Proben müssen meist schnell bearbeitet werden. Da Sie, wenn Sie Privatfrau oder Privatmann sind, vermutlich nach der Bearbeitung Ihres Problemes auch keine Dauerkundin oder kein Dauerkunde des betreffenden Untersuchungsinstitutes werden, kann es durchaus einmal geschehen, daß Sie an Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter geraten, die nicht so auf Ihr Problem eingehen, wie Sie es nach Ihrer Beurteilung der Lage erwarten würden.

Versuchen Sie in einer solchen Situation souverän zu bleiben und zeigen Sie menschliche Größe. Bringen Sie Ihre Proben, wenn Sie es vertreten können, bis zur Wochenmitte und feilschen Sie nicht um ein paar Mark Untersuchungskosten, auch wenn das Feilschen sonst eine Ihrer Lieblingsbeschäftigungen sein sollte. Schließlich geht es bei den meisten Problemfalluntersuchungen auf dem Wassergebiet um Gesundheit und Wohl von Menschen, Tieren oder Pflanzen (also Lebewesen). Mit diesem Argument können Sie vielleicht auch weniger sensibilisierte Institutsmitglieder wieder motivieren. In echten Notfällen wird man Ihnen in den meisten Instituten sicherlich auch am Wochenende helfen. Dann müssen Sie möglicherweise aber auch damit rechnen, daß dies etwas mehr kostet.


Merke (aber bitte nicht allzu ernst nehmen):

Unsere jungen und dynamischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bevorzugen vor allem solche Proben:


Tipp:

Wenn Sie kein geeignetes Institut kennen, versuchen Sie es einmal im Institut Prof. Dr. Jäger in Tübingen, Konstanz, Villingen-Schwenningen oder Weimar. Ansonsten ist es in den allermeisten Fällen ratsam, das nächste öffentliche Wasserwerk anzurufen und dort nach einer Adresse zu fragen. Die Wasserwerke müssen in Deutschland ihr abgegebenes Trinkwasser entsprechend den Bestimmungen der Trinkwasserverordnung nämlich regelmäßig untersuchen lassen. Damit ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, daß Sie die Adresse eines anerkannten Untersuchungsinstitutes erhalten, welches auch in Ihrer örtlichen Region tätig ist.

Dies kann vor allem für die Probenahmekosten von Bedeutung werden, wenn das Institut die Probenahme durchführen soll und wenn es die Probenahmekosten anteilmäßig auf verschiedene Tätigkeiten in der Region umlegen kann.


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